Strüth, St. Florin
Geschichtsträchtiger Ort
In der ehemaligen Abteikirche der Benediktinerinnen und Benediktiner von Strüth-Schönau wird seit fast 900 Jahren Gottesdienst gefeiert. Noch heute kommen Pilger aus allen Teilen der Diözese Limburg und den anliegenden Bistümern sowie andere Interessierte, um an diesem einsam gelegenen Ort im Blauen Ländchen zu beten und den Spuren an Spiritualität und Kultur reicher Geschichte nachzugehen.
einige Daten
- 1126
Mönche der Allerheiligen-Abtei von Schaffhausen gründen in Schönau ein Doppelkloster, dessen Kirche dem hl. Florin geweiht wird.
- 1147
Elisabeth, eine junge Frau aus rheinischem Adel, tritt in das Kloster ein und macht durch ein heiligmäßiges Leben und eine außergewöhnliche geistliche Begabung Schönau in ganz Mitteleuropa bekannt.
- 1164/1165
Elisabeth stirbt und wird in der Abteikirche beigesetzt. Schon früh verehrt man sie als Heilige.
- 1606
Der Schwesternkonvent wird aufgelöst.
- 1631-1635
Wiederholte Plünderungen im Dreißigjährigen Krieg durch schwedische Truppen.
- 1723
Ein Großbrand vernichtet die Klosteranlage und das Langhaus der Kirche. 1750 ist der Wiederaufbau in der heutigen Form abgeschlossen.
- 1802 - 1803
Im Rahmen der Säkularisation wird die Abtei aufgehoben. In der Folgezeit hat sich bis heute eine Intuition der hl. Elisabeth bewahrheitet, nach der in Schönau noch in fernster Zukunft christliche Spiritualität gelebt und Gottesdienst gefeiert werde.
- 1947
Aus ihrer Heimat vertriebene Prämonstratenser-Chorherren aus Stift Tepl im Sudetenland gründen in Schönau eine Exil-Abtei. Dieses Kloster hat Bestand bis 1974.
- 2015
Mit einem Bistumsfest feiern die Diözese Limburg, die Pfarrei St. Florin-Kloster Schönau sowie Freunde von Schönau den 850. Todestag der hl. Elisabeth.
- 2018
Aus den bisherigen Pfarreien am Mittelrhein und im Blauen Ländchen wird eine gemeinsame Pfarrei gegründet, die der Bischof von Limburg unter das Patronat der hl. Elisabeth von Schönau gestellt hat.
von Früher in die Gegenwart
Aus unterschiedlichen Gründen hatte die Abtei die Wirren der Reformation und des Dreißigjährigen Krieges überstanden. Doch bereits wenige Jahre nach der Aufhebung des Klosters durch die Säkularisation (1802), konnte sich kaum noch jemand an das reiche Erbe der Abtei erinnern. Elisabeth geriet in Vergessenheit, bis Peter Joseph Blum, vierter Bischof von Limburg (1842-1884), auf die Suche nach historisch bedeutenden Orten und Persönlichkeiten des noch jungen Bistums ging. In Schönau fand man die erhalten gebliebene Schädelreliquie der heiligen Elisabeth und stellte sie jährlich an ihrem Todestag den Gläubigen zur Verehrung aus. Später – um die Jahrhundertwende – ließ die Pfarrei ein vergoldetes Reliquiar anfertigen und über dem Elisabeth-Altar aufstellen. Seitdem feiert die Gemeinde bis auf den heutigen Tag jährlich mit Gottesdiensten, Prozessionen, Tagungen und Begegnungen das Elisabeth-Fest am ersten Sonntag nach dem 19. Juni.
2006 erschienen - insbesondere für ein Fachpublikum - erstmals die Schriften der heiligen Elisabeth von Schönau in deutscher Sprache (Ferdinand Schöningh, Paderborn): eingeleitet, kommentiert und übersetzt von Prof. Dr. Peter Dinzelbacher, einem der führenden Mentalitätshistoriker im deutschsprachigen Raum.
Nach dem Zeiten Weltkrieg gründeten aus ihrer sudetendeutschen Heimat vertriebene Prämonstratenser-Chorherren aus Stift Tepl in Schönau eine Exil-Abtei, die bis in die Mitte der 70er Jahre Bestand hatte. Danach übernahmen Seelsorger der Diözese Limburg die Aufgabe der Gemeindeleitung.
Kloster Schönau wird von zahlreichen Pilgergruppen und Einzelpersonen aus allen Teilen der Diözese und darüber hinaus aufgesucht. Für das Eine-Welt-Haus auf dem Gelände der Anlage, in dem bislang Kinder und Jugendliche zu Freizeiten zusammenkommen konnten, wird derzeit ein neues Konzept erarbeitet. Eine moderne Leih-Bücherei, Eltern-Kind-Gruppen, vielfältiges musikalisches Engagement, ökumenische Zusammenarbeit mit der evangelischen Schwestergemeinde, regelmäßige Gottesdienste auch an Werktagen und andere Initiativen sind der Versuch, auch heute Menschen zusammenzuführen und zusammen mit ihnen Kirche Christi zu sein.
Da in Schönau ein Diözesanpriester ansässig ist, der zusammen mit den Franziskanern von Kamp-Bornhofen und einigen Gemeindereferenten die Seelsorge wahrnimmt, besteht die Möglichkeit zu regelmäßigen Gottesdiensten, Gesprächen und zum Empfang des Sakraments der Versöhnung. Bei rechtzeitiger Anmeldung sind Führungen durch die architektur- und kunstgeschichtlich interessante Kirche und das Kloster möglich. Das Gesamtensemble von Kirche, Gebäuden und Natur laden zu Stille und meditativen Verweilen ein: eine Oase am Weg, die es wert ist, entdeckt zu werden.
Seitdem am 1. Januar 2018 insgesamt zehn bisher autonome Pfarreien am Mittelrein und im Blauen Ländchen – darunter auch St. Florin-Kloster Schönau mit St. Nikolaus in Espenschied – zu einer neuen Pfarrei zusammengefasst wurden, steht diese unter dem Patronat der heiligen Elisabeth von Schönau.
Die Klosterkirche
Das Doppelkloster der Schönauer Benediktinerinnen und Benediktiner reicht in seinen Anfängen in das frühe Mittelalter zurück. Als die Konradiner (ein frühes mittelalterliches Königsgeschlecht) in der Zeit zwischen 940 und 947 Reliquien des Graubündner heiligen Florin nach Koblenz übertrugen, beschafften sich die Vorfahren der Grafen von Nassau ebenfalls Reliquien dieses Priesters und Glaubensboten des 7. Jahrhunderts aus dem Inntal für eine Kapelle in Lipporn (ca. drei km von Schönau entfernt). Dort entstand eine benediktinische Mönchsgemeinschaft.
Als im frühen XII. Jahrhundert im nahe gelegenen Schönau ein Frauenkloster gegründet wurde, vereinte man beide Konvente zu einem Doppelkloster, das zu beiden Seiten der heutigen Kirche lag.
Der erste Abt war Hildelin, möglicherweise ein Angehöriger des Hauses Nassau, dessen Grabplatte bis auf den heutigen Tag erhalten ist. Zum Namen Schönau nur so viel: Schönau war keine bis dahin bestehende Ortsbezeichnung, sondern eine Namensgebung, die auf die ersten Mönche zurückgeht. 1132 taucht die Bezeichnung erstmals auf.
Seit dem späten Mittelalter hatte Schönau immer Probleme mit der nassauischen Gründerfamilie und blieb nach deren Übertritt zum protestantischen Bekenntnis als katholische Enklave erhalten. Für das eigentlich bedeutsamere Frauenkloster bedeutete dies jedoch das Ende, denn die Mönche ließen 1606 den Frauenkonvent zu ihren Gunsten aufheben.
Am 28. Dezember 1723 wütete eine Feuersbrunst, der die gesamte Anlage zum Opfer fiel. Allein der spätgotische Chorraum der Abteikirche, die Gewölbe und die Außenwände des Kirchenschiffes blieben unversehrt. Schon im folgenden Jahr begann Abt Engelbert Pflug mit dem Wiederaufbau, der im Wesentlichen gegen 1730-1732 abgeschlossen war.
Trotz vieler Widrigkeiten überdauerte die Abtei St. Florin im evangelischen Umland bis zur Säkularisation 1802. Der geistlich geprägte Ort blieb jedoch als Pfarrkirche eines weiten Sprengels für die damals wenigen Katholiken erhalten.
Video zum Jubiläumsjahr
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